Turbulenzen beim Fliegen sind eine in der Regel ungefährliche Wettererscheinung, welche jedoch für Fluggäste oft als unangenehm empfunden werden. Obwohl Turbulenzen natürlich auch Gefahren bergen, so sind sie in aller Regel jedoch harmlos für die Sicherheit des Fluges an sich.
Auf welchen Flugrouten Turbulenzen besonders häufig auftreten und was die Piloten bereits im Vorfeld dagegen tun können, erkläre ich Ihnen hier im Beitrag.
Wann werden Turbulenzen gefährlich
Turbulenzen sind für die Struktur des Flugzeuges vollkommen ungefährlich. Ähnlich wie einem Auto, welche über einen Holperpiste fährt, wird das Flugzeug zwar ordentlich durchgeschüttelt, auseinanderbrechen wird es aber deshalb noch lange nicht.
Moderne Verkehrsflugzeuge sind so konstruiert, dass sie weit über den regulären Flugbetrieb hinaus belastet werden können und bei angemessener Reaktion der Piloten geht von Turbulenzen für das Flugzeug selbst niemals eine Gefahr aus.
Gefährlich hingegen kann es im Inneren des Fliegers werden. So sind plötzlich auftretende Turbulenzen der häufigste Grund, warum sich Menschen im Flugzeug verletzen. Bei entsprechend heftigen Turbulenzen werden alle nicht befestigten Gegenstände durch das Innere der Kabine geschleudert, oft stoßen sich Passagiere die Köpfe und ziehen so ernsthafte Verletzungen nach sich.
Gerade weil Turbulenzen oft unvorhergesehen und plötzlich kommen, ist es also immer ratsam angeschnallt zu bleiben, sofern Sie sich an Ihrem Sitzplatz befinden. Wenn Sie fest angeschnallt sind, können Turbulenzen nämlich auch Ihnen nicht viel anhaben, außer dass eventuell die Kaffe-Tasse über Ihre Hose kleckert…
Was auf dem Video erschreckend aussieht, ist in Wirklichkeit für die Flugsicherheit absolut nicht gefährdend und nach Aussagen von Piloten absolut kein Problem für die Struktur des Flugzeuges…
Was können Piloten bei Turbulenzen tun
Generell ist Vorsicht besser als Nachsicht und so geht einem jedem Linienflug eine ausführliche Flugbesprechung der Flugrouten und Wetterbedingungen voraus. Auf diese Weise können Piloten bereits im Vorfeld die wettertechnisch beste Route auswählen und somit möglichen Turbulenzen gezielt aus dem Weg gehen.
Gänzlich lässt sich aber auch dadurch das Risiko von Turbulenzen nicht vermeiden. Sollte der Pilot also in unvorhergesehen Turbulenzen geraten, so kann dieser im Falle eines Unwetters dieses umfliegen. Bei der Überquerung von Gebirgen wird gerne höher geflogen um möglichen Auf- und Abwinden aus dem Weg zu gehen…
Generell gilt, dass Piloten ständig in Kontakt mit der Flugkontrolle am Boden stehen (sofern verfügbar!) und auch Wetterereignisse melden. Nachfolgender Flugverkehr kann auf diese Weise gewarnt werden und seine Flugroute entsprechend anpassen. Dies resultiert wiederum darin, dass weniger Menschen heftige Turbulenzen erleben müssen.
Turbulenzen – Flugrouten mit hoher Wahrscheinlichkeit
In welchen Regionen und Gebieten dieser Erde Sie am ehesten Turbulenzen während eines Fluges erleben werden, habe ich Ihnen in den folgenden Abschnitten leicht verständlich erläutert. Bitte bedenken Sie, dass die Karte weiter unten nur grob und Schemenhaft dargestellt ist und nicht die exakte Position der Konvergenzzone sowie des Jetstreams eingezeichnet werden kann.
Außerdem sind alle Erläuterungen hier einfach und laienhaft zum einfachen Verständnis ausgeführt und keinesfalls einer Lektion in einer Flugschule gleichzusetzen. Los geht es mit den turbulenten Strecken in der Fliegerei…
In der Nähe von Gebirgen
Beim Überfliegen von Gebirgen und Bergen treten verhältnismäßig oft Turbulenzen auf. Diese sind den Auf- und Abwinden (Luv und Lee) geschuldet, welche an Bergen entstehen. Die dadurch entstehende Wellenbewegung der Luft pflanzt sich bis in größere Höhen fort. Überquert also ein Flugzeug einen Gebirgszug, muss mit entsprechenden Turbulenzen gerechnet werden.
Auch Inseln können für Turbulenzen in Frage kommen, da diese oft eine bergige Landschaft im Inneren aufweist, welche für Luftverwirbelungen verantwortlich ist.
Wenn Piloten Gebirge überfliegen, können diese den dortigen Turbulenzen entgegenwirken indem sie die Flughöhe anpassen und in andere Luftschichten einfliegen. Oft wird dann einfach etwas höher geflogen, wo die Luftmassen keine so starken Bewegungen aufweisen.
Regionen der Erde mit Tendenz zur Turbulenzen durch Auf- und Abwinde
- Gibraltar
- Nordafrikanische Inseln
- Alpen
- Pyrenäen
- Penninen
- Rocky Mountains
- Himalaya
- Anden
Windshear an Berg-Flughäfen & Inseln
Einige Flughäfen in Gebirgen wie zum Beispiel den Anden, den Alpen oder im Himalaya liegen sehr hoch, andere wiederum in direkter Hanglage wie zum Beispiel in Gibraltar oder Madeira. Bei solch gelegenen Airports kann es auch in niedriger Flughöhe beim Landeanflug zu Turbulenzen kommen. Die sogenannten Low Level Windshears rütteln den Flieger dann heftig durch, was aufgrund der Bodennähe optisch besonders schlimm aussieht.
Windshears treten überall dort auf wo ein Unterschied in der Windgeschwindigkeit oder Windrichtung zwischen zwei Punkten der Erdatmosphäre besteht, quasi also Winde aufeinander treffen.
Tatsächlich sind Windshears eine Gefahr während des Landeanflugs und sollten zu heftige Windshears auftreten, dann bricht der Pilot die Landung ab und führt einen sogenannten Go-Around durch. Dieser ist keinesfalls gefährlich sondern lediglich ein neuer Versuch des Landeanflugs.
Atlantikroute (Jetstream)
Der Jetstream ist ein Starkwind Wetterphänomen welches unter anderem über dem Nordatlantik auftritt. Der sogenannte Jetstream sind extrem starke Winde in großer Höhe, welche ein Flugzeug quasi mittragen oder gegen es arbeiten können. Oft ist auch der Jetstream ein Grund, warum ein Flug länger oder kürzer dauert als die Norm. Man hat dann sprichwörtlich Rücken- oder Gegenwind. Im europäischen Winter ist der Polar-Jetstream besonders ausgeprägt.
Da der Jetstream mit Windgeschwindigkeiten zwischen 200 und 650km/h auf das Flugzeug einwirkt, kann es vor allem auf der Atlantikroute, wo das Zentrum des Jetstreams liegt, oftmals zu Turbulenzen kommen. Richtig unangenehmen wird es aber bei Verwirbelungen, Richtungsänderungen oder Überschneidungen der Winde. Dort wird das Flugzeug am stärksten durchgeschüttelt.
Die Atlantikroute
Flüge von Europa gen Nordamerika wie zum Beispiel
- Franfkurt – New York
- Frankfurt – Boston
- Frankfurt – Toronto
- Frankfurt – Seattle
- München – New York
- usw.
aber auch Flüge über Nordengland und Nordeuropa…
Äquatornähe – Innertropische Konvergenzzone
Auch in Äquatornähe besteht erhöhtes Risiko von Turbulenzen im Flugverkehr aufgrund der Innertropischen Konvergenzzone. Unter der Innertropischen Konvergenzzone (ITC, Inter Tropic Convergence) versteht man eine Tiefdruckzone, die sich in den Tropen rund um die Erdkugel erstreckt. Hier treffen die Passatwinde aus Nordosten und Südosten zusammen (Konvergenz = Zusammenströmen) und die feuchtheiße Luft steigt auf. Es bilden sich zahlreiche, oft heftige und hoch reichende Schauer und Gewitter welche Turbulenzen verursachen.
Die Konvergenzzone liegt je nach Jahreszeit immer etwas unterschiedlich. In den Sommermonaten befindet sich diese etwas weiter nördlich, in den Wintermonaten eher gen Süden.
Allerdings können Turbulenzen generell immer und überall auftreten und das auf jeder Flugroute. Vor allem Gewitterwolken sind dafür verantwortlich…
Große Reiseziele / Flughäfen in Nähe der Innertropischen Konvergenzzone
Folgende Flughäfen und Reiseziele liegen nahe der zuvor angesprochenen Konvergenzzone. Bei Reisen dorthin sind Turbulenzen also durchaus wahrscheinlich.
- Singapur
- Kuala Lumpur
- Bali
- Hong Kong
- Taipeh
- Mumbai
- Neu Delhi
- Dubai
- Kairo
- Mexiko City
- Bogota
- Cancun
- Santo Domingo (und weitere Ziele in der Karibik)
- Miami
- Johannesburg
Flugrouten Turbulenzen – Karte
Anbei eine Karte mit den Gebieten, in denen am wahrscheinlichsten während einer Flugreise Turbulenzen auftreten können…
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Haben Sie schon Erfahrungen mit heftigen Turbulenzen gemacht? Hinterlassen Sie doch ein Kommentar!